· 

Bugō - der Kriegername im Budō

2018 erhielt ich von Hatsumi Sensei nach der Daishihan-Titelverleihung einen Bugō (武号). Ein Bugō ist ein Beiname, Übername, Kampfname, Kriegername oder Pseudonym, der einem in der Kampfkunst zugeschrieben oder selbst zugelegt wird. Mein Bugō lautet: Yǔryū (禹龍 Drache Yu). Shiraishi Dai Shihan, mein Mentor in Japan, half mir bei der Deutung und fügte hinzu, dass er denselben Bugō trage.

 

Herkunft

Yǔ (禹) oder Yǔ der Große (大禹) war der erste Kaiser der halb legendären Xia-Dynastie ca. 2000 Jahre v. Chr. und Nachfolger der fünf Ur-Kaiser Chinas. In der chinesischen Mythologie ranken sich zahlreiche Legenden um ihn. Die bekannteste Legende ist der Flutmythos, in der Yǔ das Land der Mitte rettet. Sein Name lässt sich auch übersetzen als „Person, die eine Schlange am Schwanz hält“. Ryū (龍 Drachen), mit dem alten Kanji geschrieben, ist ein weitverbreitetes Zeichen für Kraft und Erfolg.

 

Geschichte

Samurainamen änderten sich je nach Lebensphase. So hatte der vermutlich bekannteste Schwertkämpfer Japans Miyamoto Musashi (1584–1645) verschiedene Namen. Harunobu lautete sein wahrer Name, Shinmen war sein Lehnsherrname, Bennosuke sein Kindheitsname und Niten sein Pseudonym, das er auch in seinen Tuschezeichnungen verwendete.

 

Hatsumis Senseis Bugō

Hatsumi Sensei verwendet verschiedene Bugō. Er ist bekannt als Masaaki Hatsumi (良昭 初見). Geboren wurde er als Yoshiaki Hatsumi. Weitere Namen sind Toratsugu, Tetzusan und Hisamune. Von Takamatsu Sensei erhielt der den Namen Byakuryū (白龍 weißer Drache). Nach dem Tod von Takamatsu Sensei fügte er „Ō“ (翁 ehrenwert) hinzu - Byakuryū-Ō (白龍翁 ehrenwerter weißer Drache), den er oft als Künstlerpseudonym verwendet. Auch Takamatsu Ō Sensei besaß einen Bugō: Mōko no Tora (蒙古の虎 mongolischer Tiger) und andere wie Kikaku und Chōsui.

 

Verleihung im Bujinkan

Hatsumi Sensei verlieh früher häufig Bugō mit der Shidoshiprüfung und später mit Erreichen des Shihantitels. Viele seiner Schüler tragen einen Bugō mit der Bedeutung „Drachen“ (Ryū) oder „Tiger“ (Ko). Diese symbolisieren traditionell auch Yin und Yang. Beispiele sind Unryū (Wolken Drachen), Kiryū (scheinender Drachen), Hiryū (fliegender Drache), Nanko (südlicher Tiger). Die meisten beinhalten Tierbezeichnungen, z. B. Shirokuma (Eisbär), Taka Seigi (Gerechtigkeitsfalke), Isamu Koma (mutiges Pferd), Byakko (weißer Fuchs) oder Ōzaru (großer Affe). Oft beziehen sie sich auf mythologische oder historische Begebenheiten.

 

Kulturelle Aspekte

Im alten Japan gab es den Brauch, den echten Namen (imina) nicht zu nennen; imina bedeutet auch „zu vermeiden aufgrund von Tod und Tabus“. Ebenso wird heute noch Verstorbenen posthum ein neuer Name (okurina) verliehen, um Unglück zu vermeiden. Auch der japanische Kaiser wird in der Regel nicht mit Namen angesprochen. Der amtierende Kaiser Naruhito zum Beispiel wird stattdessen Tenno-heika, „gegenwärtiger Kaiser“ genannt. Im historischen Ninjutsu war die Geheimhaltung des Namens eine Notwendigkeit.

 

Psychologischer Aspekt

Im Budō repräsentiert der Bugō eine Identität und Rolle. Die gewohnte, vielleicht begrenzende, Identität kann erweitert werden. Gleichzeitig schafft er eine Verbundenheit mit der Tradition. So kann er ähnlich wie ein Glaubenssatz, Affirmation oder Vorsatz wirken und positive Veränderungen unterstützen.

 

Zusammenfassung

Für mich ist mein Bugō Yǔryū ein Zeichen der Verbundenheit zu Hatsumi Sensei als sein Schüler. Yǔ korrespondiert mit meinem bürgerlichen Nachnamen Yun. Die damit verbundene chinesische und koreanische Geschichte weist über das Japanische hinaus. Es ist eine Motivation, Erinnerung und Inspiration an den Geist des Budō.

Kommentar schreiben

Kommentare: 2
  • #1

    riku (Sonntag, 08 Oktober 2023 00:34)

    kampfmeister

  • #2

    Hayong Yun (Sonntag, 08 Oktober 2023 18:04)

    Danke, Riku.