
Foto: Hayong Yun (rechts), Anna Sanner (links)
Anna Katharina Sanner interviewte Hayong Yun, den Leiter des Eiryu Dojo, auf dem Natsu Matsuri, dem japanischen Sommerfest im Stadtpark Hannover, am 24.08.2025.
Anna Katharina Sanner ist vereidigte Japanisch-Deutsch-Dolmetscherin, Autorin, Karate- und Aikidoschwarzgurtträgerin. Nach ihrem ersten Buch „Wie man in Japan ein Ninja wird“ ist frisch ihr zweites Buch „Wie man in Japan ein Gogo-Girl wird“ im Reisedepeschen-Verlag erschienen. Darüber hinaus wurden ihre Gedichte in verschiedenen Anthologien veröffentlicht. Sie lebt mit ihrer Familie in Hannover.
Auszug aus dem Interview:
[...]
Anna Sanner: „Was ich dich noch fragen wollte: Warum sollte man heute noch Ninjutsu trainieren? Was für eine Relevanz hat das denn noch?“
Hayong Yun: „Ich glaube, dass ein wesentlicher Teil dieser Kampfkunst eher einer Geisteshaltung entspricht, die Anpassung zum Thema hat. Anpassung auf den verschiedensten Ebenen. Und damit ist diese Kampfkunst zeitlos. Jede Gesellschaft hat ihre Herausforderungen. Ninjutsu hat sich immer an seine Epoche angepasst. So gab es beispielsweise die Kunoichi, die weiblichen Ninja, deren Tätigkeiten ganz anders waren als die der reinen Kämpfer auf den historischen Schlachtfeldern. Mit der Edo-Periode, der Friedenszeit, veränderte sich das erneut. Ich glaube, dass heutzutage die Aufgabe besteht, einen Geist und einen Körper zu schaffen, die flexibel reagieren können. Nicht nur auf rohe Kraft zu setzen. Die Frage ist vielleicht: Wie kann ich die Situation mit dem geringsten Aufwand lösen, möglichst friedfertig? Denn friedfertig bedeutet auch ökonomisch, weil niemand zu Schaden kommt. Und darin liegt die Geisteshaltung, die in das Thema eingebettet ist: den Frieden zu beschützen, die Freiheit und die Selbstverwirklichung des Einzelnen."
Anna Sanner: „Das sind eigentlich sehr schöne Schlussworte. Ich würde vielleicht ganz zum Schluss auch fragen. Falls sich jetzt jemand dafür interessiert, Ninjutsu zu lernen. Möchtest du vielleicht noch ein bisschen darüber erzählen, welche Techniken ihr im Dojo lernt und wie sich Interessierte bei dir melden können?"
Hayong Yun: „Ja, unser Training und unsere Techniken beginnen immer mit Basistechniken. Wir haben keine Wettkampfsportregeln. Das heißt, es gibt keine festgelegte Technik, denn jeder menschliche Körper ist anders. Ein älterer Körper bewegt sich anders als ein junger. Ein weiblicher Körper bewegt sich anders als ein männlicher. Und so gibt es eine große Individualität, in der die Techniken ihre Toleranz haben. Und man sollte immer natürlich mit dem Körper arbeiten. Das ist der eine Punkt. Der andere ist eine ganzheitliche Schulung. Wir verwenden den ganzen Körper als das Mittel, das das Training gestaltet. Wer Interesse hat, kann gern zu einem kostenlosen Probetraining kommen und reinschnuppern."
Anna Sanner: „Willst du noch mal sagen, wie das Ganze heißt? Damit die Leute das auch finden?”
Hayong Yun: „Ja, unsere Kampfkunst heißt Bujinkan Budo Taijutsu.“
Anna Sanner: „Ihr habt ja auch einen Stand hier. Wenn ich hier gesessen hätte, würde ich das sofort machen wollen. Ich bedanke mich ganz herzlich bei Hayong Yun und bei allen, die hier waren. Herzlichen Dank und noch viel Spaß!“
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