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2023 - Das Jahr des Hasen

Zum Neumond am 21. Januar 2023 beginnt das Jahr des Hasen (Usagi 兎) im Element Wasser. Das chinesische Horoskop mit seinen zwölf Tierkreiszeichen und fünf Wandlungsphasen hat eine eigene, inspirierende Tradition. Der Überlebenskünstler Hase entfaltet eine eigene Symbolik und psychische Dynamik, die zu Erkenntnissen führt. Das Element Wasser gehört zu einer zwölf Jahre andauernden Wandlungsphase und steht für Stille und Tiefe.

 

 

Dieses Wasser-Hasen-Jahr ist dem Yin zugeordnet, das sich jährlich mit dem Yang abwechselt. Yin symbolisiert das Dunkle, Verborgene, Weibliche und Lunare. Bei Vollmond kann man zum Beispiel bei näherer Betrachtung des Mondes einen aufrechten Hasen erkennen.

 

 

Als Überlebenskünstler zeichnen den einzelgängerischen Feldhasen sein überragendes Gehör, seine außergewöhnliche Wendigkeit und Fruchtbarkeit aus. Er ist dämmerungs- und nachtaktiv, schläft unter freiem Himmel, nimmt seine Feinde früh wahr und verfügt über eine erstklassige Tarnung.

 

 

Eine bekannte Legende heißt „Inaba-no-Shirosagi” (因幡の白兎, Der weiße Hase von Inaba). Eine Version davon findet sich im Kojiki, der ältesten Chronik Japans (711–712), dem Kamitsumaki.

 

Eines Tages forderte Shirosagi die Haie heraus, um zu sehen, welcher Clan der größere sei. Die Haie bildeten auf dem Meer eine Reihe und er hüpfte auf ihnen hinweg, während er sie zählte. Als er beim letzten angekommen war, rief er aus, er habe sie nur als Brücke benutzen wollen. Darauf schnappte der letzte Hai nach ihm und riss ihm das Fell vom Leib.

 

Zu dieser Zeit reisten Ōnamuchi und seine achtzig Brüder durch die Region, um Prinzessin Yakami von Inaba zu umwerben.

 

Der enthäutete Hase bat sie um Hilfe. Die achtzig Brüder veranlassten ihn schadenfroh, sich unter unsäglichen Schmerzen im Salzwasser zu baden und im Wind zu trocknen. Doch Ōnamuchi, der Niedrigstgeborene, half dem Hasen, sich im Süßwasser einer Flussmündung zu baden und ihn mit heilenden Blüten zu behandeln.

 

Da zeigte Shirosagi seine wahre Gestalt und verwandelte sich in ein Kami, eine Gottheit.

 

Zur Belohnung versprach er Onamuchi die Hand der Prinzessin Yakami.

 

 

In dieser Fabel geht es um die Überwindung des Egos und die Menschwerdung. Hier lässt sich insbesondere die Bedeutung von Jin (仁, Mitgefühl) und Chi (智, Weisheit), zwei konfuzianischen Grundwerten (Gojo, 五常, die fünf Grundwerte), ablesen. Sie bilden das Herz eines Kunshi (君子, Edler) und sind die Grundlage der Samurai-Erziehung.

 

 

Ein gelegentlich in Deutschland alternativer Name für Hase lautet „Meister Lampe”. Dieser Name geht auf eine bekannte Fabel zurück. In der Jägersprache bezeichnet „Lampe” den weißen Teil des Schwanzes. Auf der Flucht stellt der Hase ihn auf, sodass der Eindruck entsteht, er würde leuchten. Computersimulationen aus dem Jahr 2013 zeigten, dass Verfolger irritiert sind, wenn die „Lampe” beim Hakenschlagen plötzlich verschwindet – ein Überlebensvorteil.

 

 

Die chinesische Tierkreiszeichen-Symbolik kann auf vielfältige Weise als Wegweiser dienen und Anlass zur Meditation bieten. In einer sich immer schneller digitalisierenden Welt ist sie eine kulturelle Ressource für inneren Reichtum.

 

 

Auf ein glückliches Jahr 2023 des Hasen!

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