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Meisō no Budō - Meditation in der Kampfkunst

Seit die vedische Geistesschulung vor vermutlich fünftausend Jahren auf dem indischen Subkontinent begann eine Allianz mit den Kriegskünsten zu schmieden, scheint ihre Aktualität für den Budoka von heute ungebrochen. Eine ihrer Erfolgsrezepte, die Meditation, fand ihren Siegeszug über China nach Japan, wo sie als Zen ihre japanische Gestalt annahm.
 
Kriegshelden wie Daimyo Takeda Shingen, der auch buddhistischer Priester war, berühmte Samurai wie Miyamoto Musashi, der sich vor seinem Tod in eine Höhle zurückzog, um sein inzwischen international geschätztes Werk Gorin no Sho (Das Buch der fünf Ringe) zu schreiben oder Toshitsugu Takamatsu "the last Ninja", der drei Jahre im Kloster lebte und schließlich Abt desselben wurde, meditierten.
 
Meisō (瞑想, Meditation) ist kein "must have" der Kampfkunst, doch für diejenigen, die sich einlassen, nützlich. Sie gleicht einem Besen gegen unnötige Gedanken, mit dem Hinweis: "Übe! Erwarte nichts!"
 
Die Essenz von Meisō ist Achtsamkeit. Das bedeutet konkret: zu üben, die Aufmerksamkeit in die Gegenwart zu richten, nicht zu werten und Gedanken gehen zu lassen. Die Früchte dieser Arbeit können als Klarheit, Ruhe und Wachheit der Sinne geerntet werden.
 
Wissenschaftliche Studien wie z. B. die der University of South California in der Zeitschrift Frontiers of Neuroscience (2017) berichten auch über weitere positive Wirkungen regelmäßiger Meditation: Sie stärkt das Immunsystem, reduziert den Cortisolspiegel im Blut und die Entzündungstransmitter im Gewebe. Als Belohnung winken eine höhere Lebensqualität, Wohlbefinden, Gelassenheit und eine verringerte Angstanfälligkeit.
 
Beim Gedanken an Meditation, kommt mir ein Gemälde von Hatsumi Sensei mit dem Titel "Meisō": abgebildet sind ein blauer Marderhund (Tanuki) im Meditationssitz, ein weiß-beiger Fuchs (Kitsune) und ein kleines Fischskelett.
Der Marderhund (manchmal dargestellt mit übergroßen Hoden) symbolisiert in Japan den sinnesfreudigen Herumtreiber. Er steht häufig vor Fastfoodrestaurants und Kneipen.
Vielleicht wollte Hatsumi Sensei uns damit augenzwinkernd etwas mitteilen?
 
Ein Haiku von Yosa Buson lautet:
秋の暮
仏に化ける
狸かな
 
Aki no kure
Hotoke ni bakeru
Tanuki kana
 
Herbstabend
Verwandelt in einen Buddha
Ist es ein Marderhund?
 
Für mich persönlich ist Meditation ist wichtig. Für Budō. Für Yoga. Für den Alltag. Aus drei Jahrzehnten Erfahrung kann ich sagen: ein Leben ohne Meisō ist möglich - ein Leben mit selbstverständlicher.

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